Flüchtige Schattenklänge  

von Elisabeth Vera Rathenböck

Gabi Mitterer`s Malereien beschäftigen sich mit dem Phänomen Licht und der räumlichen Wirkung von Farbwerten. Sie brauchen Licht, wenn sie entstehen und noch mehr Licht, wenn sich ihre optische Wirkung zur Gänze entfalten soll. In vielen Serien kombiniert sie Farben in unterschiedlichen Schattierungen und Verläufen. Von der Ferne aus betrachtet, wirken die Bilder virtuell und flüchtig, auch weil sich die schattierten Farbflächen der eindeutigen Fixierung durch den Blick entziehen. Je nach Einfallswinkel des Lichts werden sie wechselseitig als Flächen oder als Räume wahrgenommen, was die Malerei von jeder Stofflichkeit entbindet. Momente der Irritation stellen sich ein, und man fühlt sich an ein ungewohntes Seherlebnis ausgeliefert. Das freilich verwirklicht Mitterer auf höchst rationale Art und Weise, da sie computerunterstützte Vorlagen in (analoge) Malerei überträgt. Nur aus geringer Distanz betrachtet, entdeckt man Spuren des Arbeitsvorgangs auf der Leinwand. Ludwig Wittgenstein stellte einst fest: „Alles, was wir sehen, könnte auch anders sein.“ Und Mitterer hält uns Bild für Bild die Unvollkommenheit unseres Sehens vor.

Elisabeth Vera Rathenböck (Auszug aus dem Katalog, "Künstlerinnen im Mostviertel", Steinverlag GmbH, 2007)